Zehn Ehefallen

Zehn Fettnäpfchen in der Ehe – und wie Sie zu vermeiden sind

Zu zweit durchs Leben gehen, einander stützen und ergänzen, fördern und glücklich machen: Es gibt viele Gründe zur Ehe. Und doch leiden viele Eheleute unter einer unbefriedigenden Beziehung; manche Ehen gelingen nicht. Dem können Mann und Frau vorbeugen: Es gibt viele Möglichkeiten, die Beziehung positiv zu beeinflussen.

Der erfahrene Seelsorger Ernst Bai, Leiter der Abteilung Lebensberatung bei ERF Schweiz, beschreibt einige Fettnäpfchen in der Ehe – und wie Sie ihnen ausweichen können.

Menschen

Da bekleckert sich der eine und nimmt lachend seine Krawatte ab. Der andere hingegen fährt – wie vom Blitz getroffen – zusammen, errötet, bekommt feuchte Hände, reibt am Fleck herum, macht alles schlimmer, als es ist, redet wortreich daher und gibt der Sauce die Schuld.
Unsere Empfindungen und unser Verhalten in peinlichen Situationen sind verschieden. Die einen stecken so etwas selbstbewusst und humorvoll weg. Andere hingegen leiden daran, wenn ihre Ansprüche an das eigene Auftreten (und natürlich die Wirkung auf andere) und ihr reales Handeln bzw. Erleiden plötzlich auf unkontrollierbare Weise auseinander klaffen.
So verschieden wir sind, so unterschiedlich sind die Fettnäpfchen, in die wir im Ehealltag  treten können. Prüfen Sie selbst, was auf Sie zutreffen könnte.

Nr. 1 «Das ist langsam nicht mehr lustig!»

Die kleinen Schwächen des Partners fangen an zu nerven und werden nicht mehr liebevoll übersehen.
Da wird Toleranz wichtig. Treffen Sie ein Abkommen mit Ihrer Partnerin, Ihrem Partner: Wir dürfen beide zwei schlechte Eigenschaften haben, die ab und zu durchbrechen, ohne dass wir einander dafür kritisieren. – Sie werden sehen, dass damit schon viel Sprengstoff beseitigt ist.

Nr. 2 Die Partner schweigen sich nur noch an, gegenseitige Bedürfnisse werden kaum mehr wahrgenommen.

Unternehmen Sie etwas miteinander. Fragen Sie regelmäßig: «Was weiß ich eigentlich über die Gefühle meiner Partnerin, meines Partners?» Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie nach. Damit bleiben Sie immer auf dem Laufenden und im Gespräch.

Nr. 3 «Mich stört an dir…»

Die Routine bestimmt den Ehealltag. Frauen wie Männer beginnen sich zu vernachlässigen.
Erstellen Sie eine Liste mit dem Titel: «Was mich an dir stört». Sprechen Sie miteinander  darüber und überlegen Sie, wie Sie störende Gewohnheiten bei sich verändern können.

Nr. 4 «Du willst immer nur das Eine..!»

Unterschiedliche sexuelle Vorstellungen und Bedürfnisse führen zu Spannungen, vor allem, wenn sie nicht thematisiert werden.
Sexualität ist eine gute Gabe Gottes. Sie wird dort erfüllend erlebt, wo sich zwei Partner tief ins Herz schauen lassen und das gemeinsame Gespräch lebendig bleibt. Auch wenn Sex im Ehealltag nicht einem prickelnden Höhenflug gleicht, braucht er deswegen nicht öde und langweilig zu sein.

Nr. 5 «Es lohnt sich gar nicht, mit dir darüber zu reden!»

Eheleute leben sprachlos nebeneinander her. Sie lassen die Ehe einfach laufen, weil es so bequem ist.
Machen Sie sich klar, dass es so nicht weitergehen kann. Reden Sie so viel wie möglich miteinander. Versuchen Sie alles, um wieder Leben in Ihre Ehe zu bringen. Scheuen Sie sich nicht, Eheberatung in Anspruch zu nehmen. Haben Sie Mut zu einem Neuanfang, auch wenn keine Hoffnung mehr besteht.

Nr. 6 «Wie du mir, so ich dir!»

Rache ist süß – aber die Nebenwirkungen sind verheerend.
Das Racheverhalten von Partnern ist verbreiteter, als viele glauben. Und Rache kann unter Umständen in kleinen Nadelstichen bestehen, die Außenstehende kaum bemerken, die aber deshalb nicht weniger schmerzen und verletzen. Vergeltungsgedanken wirken zerstörerisch. Wer aufrechnet, verschlimmert sein eheliches Leid. Die Bibel sagt: «Wer liebt, fügt seinem Mitmenschen nichts Böses zu. Also wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt» (Römer 13,10).

Nr. 7 «Wenn du anders wärst, wären alle unsere Probleme gelöst.»

Ich will, dass der Partner, die Partnerin sich verändert.
Es ist schwer, einen anderen Menschen zu verändern. Das Geheimnis einer guten Partnerschaft besteht darin, dass man sich immer wieder gegenseitig annimmt, die Schattenseiten inbegriffen. Konzentrieren Sie sich auf die Stärken Ihrer Partnerin, Ihres Partners, und freuen Sie sich darüber. «Nehmt euch gegenseitig an, so wie ihr seid, denn auch Christus hat euch ohne Vorbehalten angenommen. Auf diese Weise wird Gott geehrt.» (Römer 15,7).

Nr. 8 «Ich bin o.k. – du nicht!»

Beide Eheleute verharren auf dem Entweder-Oder-Standpunkt. Nur einer hat Recht.
Für Entweder-Oder-Menschen ist die Welt zweigeteilt. Entweder schwarz oder weiß, richtig oder falsch, wertvoll oder wertlos. Diese Vereinfachung ist zwar praktisch, aber für eine Partnerschaft nicht ungefährlich. Es kommt dadurch zu einem Freund-Feind-Denken. Aber kein Mensch ist nur ein Teufel oder nur ein Engel. In unserem Verhalten spiegeln sich gute und schlechte, reine und unreine, liebenswürdige und hässliche Eigenschaften. Wir sind beides: Gerettete und Sünder.

Nr. 9 «Wir sind ein Herz und eine Seele.»

Ich will hundertprozentige Übereinstimmung mit meiner Partnerin, meinem Partner  erreichen. Jede Unterschiedlichkeit, jede Meinungsverschiedenheit wird als Bedrohung empfunden.
Damit stecken Sie mit beiden Füßen im Fettnäpfchen. Treten Sie heraus, und schauen Sie Ihre Beziehung aus Distanz an. Bei allen Versuchen, sich einander zu erklären, wird es eine solche Übereinstimmung nie geben. Ein Rest von Fremdheit und Geheimnis wird bestehen bleiben.

Nr. 10 «Ich bin ja so enttäuscht!»

Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt.
Bedenken Sie die beiden Sätze von Walter Trobisch, und werden Sie vernünftig: «Wenn du glücklich werden willst, solltest du nicht heiraten. Wenn du glücklich machen willst, dann ja.»

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Wenn Sie merken, dass Sie ab und zu in eines dieser Fettnäpfchen treten – oder gar in mehrere -, warten Sie nicht länger und investieren Sie in Ihre Beziehung. Es wird sich lohnen. Und wenn Sie nicht weiterkommen, ermutige ich Sie, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich wünsche Ihnen neue Kraft und Energie für Ihren Ehealltag.

Autor: Ernst Bai

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